Wer kennt es nicht aus seiner Kindheit? Das Spiel “Teekesselchen”. Dabei gilt es geschickt Substantive zu beschreiben, die einerseits gleich sind, aber unterschiedliche Bedeutungen aufweisen. Dabei einigt sich ein Spielteam auf einen bestimmten Begriff. Ein Teammitglied übernimmt dann die Beschreibung der einen Bedeutung, ein weiteres Teammitglied die Beschreibung der anderen Bedeutung. Es werden solange Hinweise zum gewählten Begriff gegeben, bis das gegnerische Team den Begriff erraten hat. Was aber steckt hinter diesem beliebten Kinderspiel?
Definition des Begriffes Homonym
Als Homonyme werden zunächst einmal Wörter - in der Regel Substantive - bezeichnet, die mit einem weiteren Wort gleich lauten. Es handelt sich also um Wortpaare, die eine identische Schreibweise und Aussprache aufweisen, jedoch mehrere Bedeutungen haben.
Etymologie des Begriffes Homonym
Der Begriff Homonym stammt aus dem Altgriechischen. Er wird zusammengesetzt aus homós, was “gleich” bedeutet, und ónyma, also “Name”. Demnach also "gleichlautender Name". Dies ist so zu verstehen, dass mehrere Wörter den gleichen "Namen" tragen.
Unterschiede trotz Gleichheit
Doch sind alle Homonyme wirklich so gleich wie sie auf den ersten Blick scheinen? Um dies zu klären, sollten nun einige Beispiele näher betrachtet werden:
Nehmen wir etwa das Substantiv ”Bank". Hierbei handelt es sich einmal um eine Sitzgelegenheit, und ein anderes Mal um ein Geldinstitut. Im Singular ein klarer Fall: beide Wörter werden gleich geschrieben, gleich ausgesprochen und weisen auch den gleichen Artikel auf. Setzen wir beide Wörter jedoch in den Plural, gibt es plötzlich einen Unterschied. Die Mehrzahl der Sitzgelegenheiten wird zu “die Bänke”, während mehrere Geldinstitute zu “die Banken” werden.
Ein weiteres Beispiel mit dem Wort “Leiter” zeigt, dass Homonyme sich, was den Artikel anbetrifft, durchaus auch bereits im Singular unterscheiden können. “Der Leiter” etwa ist eine Führungspersönlichkeit. Während “die Leiter” eine Tritthilfe ist. Im Plural geht es mit den Unterschieden dann auch noch weiter. “Die Leiter” bezeichnen mehrere Führungspersönlichkeiten. “Die Leitern” aber mehrere Tritthilfen.
Deshalb spricht man von einer Abgrenzung zwischen eigentlichen und uneigentlichen Homonymen. Eigentliche Homonyme sind Wörter mit mehreren Bedeutungen, die die gleiche Schreibweise und Aussprache und das gleiche grammatikalische Geschlecht aufweisen. Außerdem stimmen sie auch in der Flexion überein. Ein Beispiel hierfür wäre das Wort “Gericht”. “Das Gericht” im Singular kann sowohl für eine Mahlzeit, als auch für einen juristischen Ort stehen. “Die Gerichte” im Plural bezeichnen mehrere Arten von Mahlzeiten oder mehrere juristische Orte. Die Artikel sind in der Einzahl sowie auch in der Mehrzahl gleich. Auch die Flexion stimmt überein.
Uneigentliche Homonyme weisen mindestens einen der oben genannten Unterschiede, also entweder in Flexion oder grammatikalischem Geschlecht, auf.
Unterschiede in der Aussprache: ist das wirklich kein Homonym?
Unterschiede in der Aussprache von Worten ergeben sich jeweils durch die Betonung der Vokale. Die Betonung erfolgt entweder lang oder kurz. Ein Beispiel hierfür wäre das Wort “der Tenor”. Die Betonung des Wortes kann auf dem E liegen. Dann ist der Tenor eine Grundhaltung. Liegt die Betonung jedoch auf dem O, handelt es sich beim Tenor um einen Sangeskünstler. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht handelt es sich, werden die Wörter unterschiedlich betont also ausgesprochen, nicht um Homonyme, sondern um Homographe, da der Unterschied in der Wortbedeutung, zumindest in der gesprochenen Sprache, sofort klar wird.
Wörter mit mehreren Bedeutungen: Homonyme. Woran erkennt man die Bedeutung des Wortes?
Das ist tatsächlich ein wenig kniffelig, denn wie wir gelernt haben weist zumindest bei eigentlichen Homonymen zunächst nichts darauf hin, ob man es mit der einen oder aber den anderen Bedeutung des Wortes zu tun hat. Denn: die Wörter sind absolut gleich, was sich sowohl auf den Singular, als auch auf den Plural der Wörter bezieht. Hier kann die jeweilige Wortbedeutung nur über den Zusammenhang, also den Kontext, ermittelt werden. Bleiben wir beim Beispiel Gericht. So kann es zum Beispiel heißen:
Das Gericht schmeckte mir sehr gut.
Oder: Das Gericht liegt in unserer Stadt in der Lessingstraße.
Durch den Zusammenhang wird dem Leser oder Zuhörer sofort klar um welches Gericht es sich jeweils handelt. Ohne den Kontext zu können, müsste er jedoch nachfragen, oder es könnte auch zu Missverständnissen kommen. Ich habe mir gerade eine Birne gekauft, kann nämlich sowohl bedeuten, dass der Sprecher Hunger hatte, als auch, dass in seiner Küche das Licht ausgefallen ist.
Bei uneigentlichen Homonymen kann diese Unterscheidung leichter fallen.
Die Leitern sind im Schuppen.
Die Leiter unserer Firma sind gerade beim Mittagessen.
Der Unterschied in der Wortbedeutung wird durch die Flexion sofort erkennbar.